WIE DER FISCH INS WASSER SPRANG 

VERDURSTET

Von der Enttäuschung zur Erkenntnis

2009. Eine junge Frau sitzt erschöpft im Auto, Tränen laufen ihr übers Gesicht und immer wieder schreit sie ihren Schmerz raus. Ihr wurde gerade ohne Begründung gekündigt. Sie fühlt sich enttäuscht, wütend, missverstanden. Innerlich verdurstet, ausgebrannt. Diese Frau das war ich.

Ich hatte so viel Energie in diesen Job gesteckt, dass ich mich am Wochenende kaum mehr erholen konnte. Mit einem Diplom in Holzwirtschaft und Holztechnik, einem Bakkalaureat in Italienisch, weiteren Sprachkenntnissen und Arbeitserfahrung sollte eigentlich ein neuer Job zu finden sein. Doch die Finanzkrise schlug sich zu der Zeit gerade in der europäischen Wirtschaft nieder und Jobs in meinem Bereich waren dünn gesät. Wie dünn, merkte ich erst in den nächsten Monaten.

Für mich stand jedoch fest: Mein zukünftiger Arbeitsalltag sollte anders sein. In mir spürte ich immer stärker den Wunsch, etwas Sinnvolles zu dieser Welt beizutragen und Menschen dabei zu unterstützen, sich an ihrem Leben wirklich erfreuen zu können.

AUSFLUG VOM LAND INS WASSER

Die Herzensstimme wahrnehmen

Einige Jahre zuvor, gegen Ende meines Holztechnik-Studiums nahm ich an einem Seminar teil, dessen Ziel es war den Umgang mit Mitarbeitern, Kollegen und Kunden wirkungsvoll, lösungsorientiert zu gestalten. Tatsächlich ging es um Persönlichkeitsentwicklung, Reflexion und Selbstführung. Ich fühlte mich wie ein Fisch, der nach viel zu langer Zeit an Land, endlich ins Wasser zurückkam. Plötzlich war ich in meinem Element, in meiner Kraft. Mitten im Abschlussstress nahm ich mir vor, diesen Bereich irgendwann in mein Berufsleben zu integrieren.

Durch schwierige Zeiten zu neuen Stärken

Zuerst jedoch verbrachte ich ein halbes Jahr als Au Pair in Paris. Vormittags lernte ich Französisch an der renommierten Pariser Universität Sorbonne. Es brauchte alle meine vehementen Überzeugungskräfte, um im richtigen Kurs angenommen zu werden – und Durchhaltevermögen und Disziplin, um das Semester und am Ende auch die Prüfung an der Wirtschaftskammer zu bestehen. Vor und nach der Uni kümmerte ich mich um 4 Jungs im Alter von 3 bis 10, einer davon mit besonderem Förderbedarf. Das war eine intensive Zeit, zumal die Mutter häufig für mehrere Tage am Stück auf Dienstreise war und auch der Vater Vollzeit arbeitete. Häufig musste ich meine Komfortzone verlassen, doch ich bin daran gereift. Ermutigt davon und unterstützt von meinen Eltern, hing ich, meiner Liebe zu Sprachen folgend, noch ein Italienischstudium an, mit dem guten Argument, dass Italien schließlich Österreichs Haupthandelspartner in Sachen Holz war.

ZWISCHEN WÜSTEN UND NÄHRENDEN QUELLEN

Wenn deine Ziele nicht deinen Herzenswünschen entsprechen

Doch schon bald fand ich mich in der Wüste wieder. Meine erste Anstellung im Bereich Schnittholzvertrieb einer großen Unternehmensgruppe war ernüchternd. Nach einigen Monaten bat ich um Versetzung. Danach hatte ich weitaus vielseitigere Aufgaben, doch von Anfang an auch ein kaum zu bewältigendes Arbeitsaufkommen. Mein mehrmaliger Einsatz für verbesserte Arbeitsbedingungen für meine Kollegen und mich war von wenig Erfolg gekrönt und es kam, wie es kommen musste. Ich fand mich selbst 2009 fassungslos, desillusioniert und heulend im Auto wieder.

Vergebung befreit

Heute bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Ich lernte Groll loszulassen, mich neu zu erfinden und herauszufinden, was ich wirklich-wirklich will. Ich lernte, auf mein Herz und seine Führung zu hören.

Zu sich selbst stehen

Ich gönnte mir eine Pause und beschloss zwei wichtige Dinge in meinem Leben. Erstens: Ich würde mich nie mehr in meinem Leben in eine Aus- oder Fortbildung setzen, deren Inhalt mich nicht hundertprozentig interessierte. Auch nicht, um irgendein Diplom, eine Urkunde oder ein Zeugnis vorweisen zu können, welches mir vielleicht die passende Tür öffnen könnte. Es war nichts weniger als das Versprechen an mich selbst, mich nicht länger selbst zu verleugnen und zu verheizen. Zweitens: Ich beschloss, mich selbst, meine Wünsche und Träume wichtig zu nehmen und mir eine Investition in MICH zu erlauben. Meinem Herzen folgend meldete mich zur Ausbildung zum Systemischen Coach an. Die Ausbildung begann und plötzlich war ich wieder der Fisch zurück im Wasser.

Das beste aus den Gegebenheiten machen

Während dieser Zeit wurde ich zum ersten Mal Mutter und hatte dementsprechend meinen Sohn, erst im Bauch und dann als Baby, dabei. Als die Elternzeit für meinen Sohn vorbei war, hatte ich nicht den blassesten Schimmer wie ich das, was ich liebte, beruflich einbinden konnte. Nach neuerlicher, sehr ernüchternder, Jobsuche (überqualifiziert zu sein, ist auch nicht hilfreich), arbeitete ich schließlich wieder im technischen Bereich. Diesmal allerdings in einem kleinen Familienbetrieb. Die Führung durch das aufgeschlossene Besitzerpaar war herzlich und respektvoll. Trotz dem guten Verhältnis wurde mir bereits während der Schwangerschaft mit meinem zweiten Kind klar, dass ich auch hier auf Dauer keine Erfüllung finden würde. Und so kehrte ich nach der Karenz mit meiner Tochter nicht mehr in das Unternehmen zurück.

Glaubenssätze auflösen

Das war einmal mehr der Start eines neuen Kapitels. Denn mein Mann erkannte, wie sehr ich unter halbherzigen Kompromissen litt. Er fragte mich, ob ich nicht vorerst mal zu Hause bleiben wolle. „Nutze die Zeit, um in Ruhe herauszufinden, was Du wirklich beruflich machen willst“ sagte er. Für dieses Zeitfenster, dass er mir öffnete, um mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, war ich sehr dankbar. Als Begleiterscheinung jedoch durfte ich meine innere Arbeit gleich damit beginnen, mich mit meinen eigenen (und den gesellschaftlichen) Glaubenssätzen in Bezug auf die Bezeichnung „Hausfrau“ auseinandersetzen.

Kinder als die größten Entwicklungsmotivatoren

Von der erwarteten Zeit und Ruhe allerdings war vorerst nicht viel vorhanden, denn mit meiner Tochter schien wenig so zu funktionieren, wie es mit meinem Erstgeborenen getan hatte. Trotz all meiner Bemühungen um neue, für sie passendere Wege, war die beiderseitige Frustration hoch und Eskalationen standen auf der Tagesordnung. Ihr Verhalten brachte mich mit einer derartigen Häufigkeit an meine Grenzen, dass ich beschloss, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn so wollte ich nicht weitermachen, wir beide hatten etwas besseres verdient.

Hilfe zur Selbsthilfe

Der gute Mensch von der Familienberatung war Balsam für meine geschundene Mutterseele. Er half mir, meine Erlebnisse mit meiner Tochter in eine andere Relation zu setzen, neue Perspektiven zu entdecken und Lösungsansätze zu entwickeln. Vor allem aber schwor er mich darauf ein, mir tatsächlich Zeit und Aufmerksamkeit für mich zu nehmen. Etwas das ich mir als zweifache Mutter, durch meine eigenen Prägungen, unbewusst nicht so leicht erlaubte. Je mehr ich mich jedoch um meine eigenen Bedürfnisse kümmerte und zu mir selbst fand, um so besser kam ich nicht nur mit den diversen kritischen Situationen im Familienalltag, sondern mit allen Herausforderungen des Lebens klar.

 ANKOMMEN IN NEUEN GEWÄSSERN

Die Beziehung zu sich selbst

Diese Fürsorge für mich selbst war tatsächlich der Knackpunkt. Denn die wichtigste Beziehung, die jeder Mensch im Leben führt, ist die Beziehung zu sich selbst. Und was da im Unklaren ist, wirkt sich auch in den Beziehung zu allen anderen aus. Die Menschen, mit denen wir in Beziehung treten, sind wie ein Spiegel für uns. Was uns am anderen nervt, ärgert, gefällt, erfreut, in den Wahnsinn oder in Verzückung treibt, hängt mit unserer eigenen Geschichte, unseren eigenen Glaubenssätzen zusammen.

Ein guter Coach lässt sich coachen

So gibt jede Begegnung die Möglichkeit etwas über sich selbst zu lernen, wenn man nur genau genug auf die eigenen Gefühle, Gedanken, Reaktionen achtet. Natürlich habe ich, dank meiner systemischen Ausbildung, die nötigen Werkzeuge, um nicht nur mit anderen sondern auch mit eigenen Themen zu arbeiten. Die Verkörperungsarbeit hat meine Möglichkeiten hier extrem bereichert. Trotzdem besuche ich immer wieder Seminare, weil es mich stets weiterbringt. Darüber hinaus hilft mir meine langjährige Mentorin regelmäßig, in Coachings einen klaren Blick auf Dinge zu bekommen, Blockaden aufzulösen und Altes zu heilen.

Die Vision wahr werden lassen

Meine Sehnsucht, auch außerhalb meiner Familie etwas Sinnvolles zu dieser Welt beizutragen, blieb. Ich setzte mir selbst ein zeitliches Ultimatum, um mich zu entscheiden, was ich beruflich nun tatsächlich machen wollte. Kurz nachdem ich meine Ausbildung für Spirituell-systemische Aufstellungs- und Verkörperungsarbeit begonnen hatte und lange Zeit vor Ablauf meines eigenen Ultimatums, war es mir klar. 

Ich wollte mich als Systemischer Coach selbständig machen, um andere dabei zu unterstützen, sich selbst, ihr Element, ihre Kraft, ihre Klarheit, ihre Freude (wieder) zu finden.

Die Bedenken waren groß, doch mein Herz war klar. Und mein Mann, meine Freunde und meine Familie unterstützen mein Vorhaben. Ich nutzte die (Corona-) Zeit um innere Hindernisse aufzulösen und langsam zeigte sich auch im Außen ein Puzzlestück nach dem anderen. Inzwischen habe ich nicht nur eine weitere Ausbildung abgeschlossen, deren Arbeitsmöglichkeiten ich liebe. Ich habe meine eigene Praxis eröffnet, gebe Seminare und fühle mich bei meiner Arbeit wie ein Fisch in einem unendlichen, wundervollen Gewässer.

Erkenntnisse aus meiner Geschichte:

Pusteblume Logo Folge Deinem Herzen – es kennt den Weg.

Stell Dich Deinen Herausforderungen – sie lassen Dich reifen.

Verarbeite Deine Niederschläge – sie enthalten Geschenke.

Verwandle Groll in Dankbarkeit – es befreit.

Sei konsequent – das Leben ist zu kurz für faule Kompromisse.

Erkenne und wandle limitierende Glaubenssätze – so werden sie zu Ressourcen.

Vertraue und sei mutig – das Leben ist immer für Dich.

Entscheide Dich – setz Dir selbst Ziele.

Sei ehrlich und mitfühlend mit dir selbst – so beschleunigst Du Deine Entwicklung.

Pflege die Beziehung zu Dir selbst – sie ist die Basis für erfüllende Beziehungen zu anderen.

Sei Dir wichtig. Investiere (Zeit, Aufmerksamkeit und Geld) in DICH selbst – alles beginnt bei Dir.

Lass Dich unterstützten – Du musst nicht alles alleine schaffen.

Genau bei diesen Lebensthemen helfe ich auch Dir.